70 Jahre Freundschaftsbund

Grußwort

Es ist zweifellos ein erfreuliches Ereignis, dass unser Freundschaftsbund „Gemütlichkeit 1921“ Lanzenbach auf 70 Jahre Gemütlichkeit und Vereinstätigkeit zurückblicken kann. Ein ehrendes Gedenken gilt allen, die dazu beigetragen haben. Der Freundschaftsbund hat es sich in all den Jahren zur Aufgabe gemacht, ein gemütliches und fröhliches Vereinsleben zu führen, was sicherlich ein schöner Ausgleich gegenüber dem Alltag darstellt. Es war dem Freundschaftsbund immer ein besonderes Anliegen, mit den Dorfbewohnern von Lanzenbach zusammen anstehende Feste vorzubereiten und zu feiern.

Den Kontakt mit allen Einwohnern Lanzenbachs zu erhalten und zu fördern, wird auch in Zukunft der gemeinsame Wunsch aller Vereinsmitglieder sein. Danken möchte ich allen, die es möglich gemacht haben, dass wir dieses Jubiläumsfest so feiern können, sei es durch Geldspenden oder kräftiges Anpacken.

Ich wünsche dem Freundschaftsbund Lanzenbach eine erfolgreiche Zukunft, dass durch dieses Fest neue Verbindungen zwischen Dorfbewohnern und Verein geknüpft werden, und dass der Freundschaftsbund „Gemütlichkeit“ sich in Zukunft für neue Aufgaben öffnet und diese in altbewährter Tradition meistert.

Edmund Heller I. Vorsitzender

70 Jahre
Frohsinn und Geselligkeit:
Freundschaftsbund
„Gemütlichkeit“ Lanzenbach

Vor und nach der Jahrhundertwende fanden sich viele Gleichgesinnte zusammen, um Bürgergeist und Geselligkeit, Frohsinn und Gemeinsinn zu wecken und zu pflegen. Das galt für die Liedertafeln und Gesangvereine, die Freiwilligen Feuerwehren, die Junggesellenvereine, die Maiclubs, die Karnevalsvereine und die vielen Vereine, die sich eine Satzung gaben und das galt auch für den Freundschaftsbund „Gemütlichkeit“ Lanzenbach, der 1921 von Johann Müßgen, Michael Schmitz, Johann Friling, Heinrich Kirschbaum, Johann Kirschbaum und Peter Vester ins Leben gerufen wurde.

Im Vereinslokal Goebbels an der Talstraße trafen sich die Kameraden der ersten Stunde zum gemütlichen Stammtisch, bei dem die Dorfgeschichten die Runde machten und manche Anekdote zum Besten gegeben wurde. Dies ist auch in anderen Vereinschroniken nachzulesen und gibt den Gründergeist nach den schweren Kriegsjahren des I. Weltkrieges in beredten Worten wieder. Doch bei aller Geselligkeit wurde der Kameradschaftsgeist beschworen und die Nachbarschaftshilfe war keine leere Floskel. In diesen Jahrzehnten bis zum fürchterlichen 2. Weltkrieg half man sich bei landwirtschaftlichen Arbeiten, bei Haus- und Bauarbeiten gegenseitig aus und machte dem Vereinsnahmen alle Ehre, ohne großes Aufheben davon zu machen.

Das Vereinsleben kam in den schrecklichen Kriegswirren zum Erliegen; eine bedauerliche Tatsache, von der keiner der Nachbarvereine verschont blieb. Doch in Lanzenbach ließ man sich nicht unterkriegen und so kam es im Sommer 1945 zum ersten Einsatz des Freundschaftsbundes. Rechtzeitig zur Kirmes wollte man die Stromversorgung des Ortes wieder herstellen und stahl den Stromdraht in der angrenzenden Rütsch. Eifrig wurde danach die Stromleitung zum Hühnerberg und zu den einzelnen Häusern gelegt. Inzwischen hatten pfiffige Lanzenbacher ein Fass Bier aufgetrieben und andere Dörfler hatten sich nach Brot, Eier und Speck umgesehen. Damit war der Grundstock für einen ausgiebigen und fröhlichen Kirmesabend gegeben, bei dem man die Alltagssorgen vergaß und eng zusammenrückte. Gerade in schlechten Zeiten zehrten die Lanzenbacher von diesem Quell der urwüchsigen rheinischen Lebensart und des unverwüstlichen Frohsinns.

Und so konnte auch ein plötzlicher Stromausfall die Kirmesfreude kaum trüben. Kurzentschlossen wurden Kerzen angesteckt und bis nach Mitternacht gefeiert und gelacht, ehe man am folgenden Tag mit dem Pferdefuhrwerk nach Siegburg fuhr, um neue Stromleitungsmasten zu holen. Die Vereinsmitglieder Johann Winkler, Josef Müßgen, Elisabeth Schulthes (sie vertrat ihren Ehemann Bernhard Schulthes, bis er aus der Gefangenschaft zurückkehrte), Fritz Gurk, Erich Gurk, Wilhelm Feld, Herr Klinkenberg, Kar1 Heckelsberg, Willi Inhausen, Paul Brenner, Fritz Rösgen und Therese Bette (die ebenfalls für den an der Kriegsfront eingesetzten Gatten einsprang) sorgten nach dem Kriegsende dafür, daß der Freundschaftsbund wieder zu neuem Leben erwachte.

So fand bereits im Herbst 1945 ein gemütlicher Abend statt, zu dem die Dorfbewohner aus Lanzenbach geistige Getränke und mancherlei Fressalien gestiftet hatten. Dabei soll nicht die neue Errungenschaft verschwiegen werden, die auf den Erfindungsgeist und die Trinkfreude einiger Vereinsmitglieder schließen ließ. Sie hatten einige Teile eines Panzers ausgebaut, der in .der Holl“ stehengeblieben war und diese Ausbauteile zum Brennapparat umfunktioniert. Damit war das Destillier- und Brenngefäß geschaffen, mit dem sich ein kräftiger Schnaps brauen ließ. Ob er vorzüglich gemundet hat und den Schluckspechten auch gut bekommen ist, darüber hat sich der Chronist nicht ausgelassen.

Das Pumpenhaus des 1931 gegründeten Wasserleitungsvereins diente in diesem Zusammenhang als Gärkammer. Dieses historische Pumpenhaus ist noch erhalten und ist an der Wegkreuzung Grintener Weg und Talstraße zu entdecken. Das Wasser wurde von dort zu einem Wasserbassin gepumpt, wo es sich durch Eigendruck in die Wasserleitungen des Dorfes verteilte. Das Sammelbecken befand sich an der Stelle, an der heute das Wohnhaus von Margarethe und Hans Hocke steht. Von jeher waren die wichtigsten Feste für den Verein der Karneval und die Kirmes. Dies ist auch demjenigen plausibel, der nicht so ein humoriger Zeitgenosse ist. Und dennoch identifizierten sich viele mit den fröhlichen Tagen und hatten ihren Spaß an den närrischen Umtrieben.

1952 baute Josef Müßgen sein Wohnhaus Im Rosenthal und vergrößerte es vier Jahre später zur Gaststätte .Im Wingert“. Selbstverständlich war auch der Freundschaftsbund „Gemütlichkeit“ Lanzenbach bei der Eröffnung mit von der Partie. Er sorgte nach besten Kräften dafür, dass sich der Gastwirt und seine Helfer sputen und den Zapfhahn fleißig bedienen mussten. In den Jahren 1956 bis 1959 wechselte der Verein zwischen den Gaststätten Vollmar und Müßgen, ehe man 1959 die Gaststätte Müßgen zum Vereinslokal auserkohr. In diese Zeit der neuen Gaststätte fiel die Geburtsstunde der amüsanten „Bachforellen“. Unter der famosen Leitung des munteren Vereinsmitglieds Josef Müßgen (noch besser bekannt als „der Müßgen’s Jupp“) probte ein Tanzkorps für karnevalistische Darbietungen und mehr noch um die Augen der Männer und Jungmänner um und in Lanzenbach zu erfreuen. Das schlagfertigste Frauenzimmer war gleichzeitig das Tanzmariechen: et „Feld’s Liesel“. Der wackere Tanzoffizier, der mit den jungen Mädchen und Damen durch dick und dünn musste, war der spätere Ehemann des Tanzmariechens, Herbert Kurtenbach, der ebenfalls dem Freundschaftsbund angehört. Das Tanzkorps selbst wurde mit Disziplin und strenger Hand geführt, obwohl der Spaß und die Freud‘ keineswegs darunter litt. Ganz im Gegenteil: denn wo hart gearbeitet und getanzt wird, da lässt man hinterher auch einmal Zwölfe gerade sein. Das schien denn auch das Erfolgsrezept des unerbittlichen .Betreuers und Trainers“ zu sein. Schließlich erinnert man sich noch heute an den Tausendsassa und seine weibliche Crew, die ihre Auftritte mit dem strammen Tanzoffizier mit viel Bravo und Bravour durchstand. Dass dabei die närrischen Wellen das Stimmungsbarometer mehr als einmal an den Siedepunkt trieb, spricht gewiss nicht gegen das eingeschworene Team

Aber auch die Frauen der Vereinsmitglieder wollten bei soviel Begeisterung nicht nachstehen und so gründete man schließlich eine Karnnevalsgesellschaft: das närrische Frauenkomitee von Lanzenbach. Es wird von Augenzeugen berichtet, dass die jecken Wiever ihren besseren Ehehälften immer eine zünftige und schwungvolle Karnevalssession im Saale Goebel und später im Saale Vollmar boten.

In jenen Jahren des neu gegründeten Frauenkomitees organisierte der Freundschaftsbund zudem den Rosenmontagsumzug durch Lanzenbach, der schon bald zur beliebten närrischen Tradition wurde. Paul Heller, der neue Bauer aus Kuchenbach, stellte seinen Traktor und einen Anhänger zur Verfügung, auf dem allerlei Schnickschnack und flüssiger Proviant für die durstigen Kehlen verladen wurde, ehe es mit großem Hallo auf den urigen Karnevalsweg ging.

Ein Karnevalsmotto wurde in Lanzenbach immer rasch gefunden! Dies war auch nicht verwunderlich bei den findigen Köpfen und den vielen närrischen Geistern, die sich hier offensichtlich schon vor Jahren eine Hochburg für die fünfte Jahreszeit eingerichtet hatten. Doch der Freundschaftsbund und seine treuen Anhänger waren nicht nur pfiffig beim Aufspüren des Leitmotivs für die jeweilige Session, sondern bewies auch einen ausgeprägten Scharfsinn, die anderen zum Feiern zu animieren. Man zog von Haus zu Haus und ließ alles mitgehen, was Küche und Keller boten: Schnaps und Bier, Eier und Speck. Damit konnte man vorzüglich den Hunger stillen und den Durst löschen, der sich unterwegs übermächtig bemerkbar machte. Alle Dorfbewohner hatten die Spendierhosen an und versorgten die Vereinskameraden nach bestem Gewissen. Bei diesem bärenstarken Umzug musste der eine oder andere eine Kunstpause einlegen, wenn ihn der Alkoholgeist nun doch zu heftig plagte.

Ein weiteres Indiz für die Geselligkeit und den Gemeinschaftsgeist waren die vielfältigen Vereinsfahrten, die sich zu der Zeit entwickelten, als man sich bei Kirmes und Karneva1 näherkam und gute Nachbarschaft pflegte.

Gerne erinnern sich die älteren Vereinsmitglieder und Dorfbewohner an einen der ersten Vereinsausflüge, der die illustre Gesellschaft ins Sauerland brachte. Man hatte den Reisedienst Rötzel gechartert und machte sich frohgemut und vergnügt auf die lustige Reise. Dieser Ausflug muss wohl das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt haben, denn nur so ist es zu erklären, dass in den folgenden Jahren bis zum heutigen Tage noch einige gemeinsame Fahrten unternommen wurden, die viel zur Freude und zum gegenseitigen Verständnis beitrugen. Den Abschluss der gelungenen Ausflüge bildeten stets ein leckeres Abendessen sowie Musik und Tanz, die das Programm abrundeten.

Die Organisation vieler Dorffeste hat der Freundschaftsbund mit Fleiß und Geschick vollzogen. Dabei gehörte es schon immer zum Verständnis des Vereins, diese Jubiläen oder geselligen Abende mit allerlei Darbietungen zu bereichern. So wurde stets ein Festausschuss gegründet, um diese Dorffeste ernsthaft vorzubereiten. Die Vereinsfrauen banden die Kränze und erstellten den Hausschmuck. Viel Aufregung und Lampenfieber verlangten auch die Spiele, Reden und Gesänge den Akteuren ab. Die Goldhochzeiten der Eheleute Heinrich und Elisabeth Schmitz und Wilhelm und Elisabeth Brenner eröffneten den Reigen an Jubiläen, die es für den Verein zu gestalten und zu meistern galt. Diesen ersten Goldhochzeiten, die in den Annalen des Freundschaftsbundes erwähnt sind, folgten die Goldhochzeiten von Josef und Sophie Kraheck (19721, Wilhelm und Katharina Feld (1977), Johann und Sybille Winkler (1977), Eheleute Scholewinski (1984) und die Diamanthochzeit von Wilhelm und Katharina Feld im September 1987, die ganz Lanzenbach auf die Beine brachte. Denn schließlich galt die dörfliche Aufwartung dem 1. Ehrenmitglied des Vereins. Der großartige Festabend erlebte sogar ein Feuerwerk am Hühnerberg.

Die Vereinsjubiläen zum 50jährigen Bestehen des Freundschaftsbundes „Gemütlichkeit“ Lanzenbach mit einer Tanzveranstaltung im Vereinslokal Müßgen „Em Wingert“ im Jahre 1971 und der große Jubiläumsball zum 60jährigen Bestehen beim Vereinsmitglied Paul Heller, der im Festjahr auch 1. Vorsitzender war, waren Höhepunkte im langjährigen Vereinsleben. Paul Heller stellte 1981 seine Scheune zur Verfügung, in der die Festreden und die Auftritte einer flotten Tanzgruppe aus Aegidienberg für viel Beifall und Frohsinn sorgten. Dieses Jahr steht der Juni ganz im Zeichen des 70jährigen Bestehens mit einem Festkommers in einem großen Zelt. Vorsitzender Edmund Heller ist vor einigen Jahren in die Fußstapfen seines Vaters getreten und tut alles, um das Vereinsgeschehen im Sinne der 70jährigen Vereinstradition zu erhalten und zu beleben. Ein Blick in den jährlichen Terminplan macht dies deutlich. So nimmt der Freundschaftsbund ander Weiberfastnacht der Vereinsfrauen teil. Zum Fest Christi Himmelfahrt unternehmen die Männer eine zünftige Vatertagstour mit Traktor und Planwagen und besuchen dabei in jedem Jahr eine andere Gegend im Siegkreis und im Stadtgebiet. Weiterhin wird ein Grilltag mit den Ehefrauen bei den Vereinsmitgliedern abgehalten. Eine Vereinsfahrt der Männer ist jährliche Pflicht. Im zweijährigen Turnus machen die Männer mit den Ehefrauen oder den Dorfbewohnern und Gästen eine Vereinsfahrt. Zur Kirmes oder beim Warther Schützenfest betreibt der Freundschaftsbund einen Bier-Ausschankwagen, um die Geselligkeit zu beleben und die Vereinskasse etwas aufzufrischen. Im Herbst steht für all diese Mühen ein gemütlicher Abend an.

Am Vorabend des 1. Advent wird mitten im Dorf ein großer Weihnachtsbaum mit einer langen Lichterkette aufgebaut. Zum Gedenken an den heiligen Nikolaus veranstaltet der Freundschaftsbund am Weihnachtsbaum ein weihnachtliches Singen und lädt anschließend zur Nikolausfeier für jung und alt ins Vereinslokal ein. An dieser Stelle soll auch erwähnt werden, dass die Vereinsmitglieder Walter Mikolayczak, Ewald und Franz Bette den Dorf- und Spielplatz pflegen und warten. Die Arbeit hat sich bereits ausgezahlt: für den Spielplatz vergab die Stadt Hennef 1990 einen 3.Preis für die gute und gepflegte Ausstattung. Diese Anlage war in den Jahren 1982 und 1983 vom damaligen Maiclub Lanzenbach errichtet worden.

Ein Dank gilt ebenfalls den Vereinsvorsitzenden, die sich nach dem 2. Weltkrieg für den Verein einsetzten:
Josef Müßgen (†) Heinz Klein
Bernhard Schulthes (†) Paul Heller
Wilhelm Broichhausen Edmund Heller
Erich Gurk (†)

Zu danken ist auch dem langjährigen Kassierer Fritz Gurk, der seit 1945 sein Amt zuverlässig ausübt und im vergangenen Jahr seinen 70. Geburtstag feierte. Seine Freunde und Gäste konnten ihm zudem 1990 für sein 45jähriges Vereinsjubiläum gratulieren.

Im August 1991 können folgende Mitglieder auf eine langjährige Vereinszugehörigkeit zurückblicken: Rudi Gurk und Walter Schulz (45 Jahre), Herbert Kurtenbach (32 Jahre), Paul Heller, Walter Grotehans und Heinrich Thiebes (25 Jahre).

Der Vorsitzende Edmund Heller hat in den Niederschriften folgende kuriose Protokolle aufgespürt, und zwar ein sehr kurzes aus der Monatsversammlung vom 1.7.1972 und einen Auszug eines Protokolls, bei dem selbst der Schriftführer verwirrt schien. Im ersten Protokoll heißt es lapidar: „Gegen 20.45 Uhr eröffnete der 2. Vorsitzende die Versammlung und beschloss danach, die Themen aus der letzten Monatsversammlung auf die nächste Versammlung zu vertagen. Ende der Versammlung 20.55 Uhr!“ Und im Protokollauszug wird berichtet: „Die Bierwagensache zur Kirmes war so verworren, dass sich ein Jurist nicht zurechtfinden konnte. Eine Klärung wurde nicht erzielt“.

Ein ehrendes Andenken wird der Verein folgenden verstorbenen Mitgliedern bewahren:

Josef Müßgen, Fritz Borchert, Erich Gurk, Hans Kehlenbach, Wilhelm Bette, Wilhelm Feld, Wilhelm Broich, Wilhelm Inhausen, Matthias Bergmann, Josef Steinen, Wilhelm Klein, Matthias Knipprath.

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